Die Picasso-Methode
Zeichnen als Meditationsübung
Jedes Kind ist ein Künstler.
Das Problem ist, ein Künstler zu bleiben,
wenn du erwachsen bistPablo Picasso
Früher habe ich ständig gezeichnet, gemalt, gekritzelt – gegen die unendliche Langeweile mancher Schulstunden oder auf Entdeckungsreise im Urlaub, wenn die anderen Farben und das südländische Licht mich fasziniert haben. Irgendwann wurde aus „Spaß an der Freude“ „Mittel zum Zweck“ – als Architektin vor allem Kommunikationsmittel. Ich habe weiterhin gerne gezeichnet. Aber ich hatte vergessen, wie befreiend es sein kann – wie schön, wie erfüllend! – wenn nur das Zeichnen selbst wichtig ist, nicht das entstehende Bild. Einfach „mal machen“ – ohne Druck, ohne ein Ergebnis zu erwarten. Und das ist es, was Kinder uns voraus haben: Ohne das Ergebnis zu bewerten drücken sie sich durch das Zeichnen aus. Erleben den Moment und die Freude daran. Für Kleinkinder ist das magisch: Der Stift zaubert wilde Linien aufs Papier und sie bestimmen wo es langgeht!
Durch das Illustrieren für blackTeaDesign, habe ich das Zeichnen neu entdeckt und begreife erst jetzt, welch meditativen Effekt es für mich haben kann. Es ist eine Achtsamkeitskeits-, eine Konzentrationsübung. Und endlich bekomme ich den Kopf frei – etwas, was mir sonst nur selten gelingt. Ich widme mich dem, was sich direkt vor mir befindet. Ich fokussiere mich. Entdecke die Schönheit in den einfachsten Dingen; lerne Demut durch meine Unfähigkeit, diese Schönheit wiederzugeben. All meine Zeichnungen sind nur Versuche, Annäherungen. Und gleichzeitig schenke ich mir selbst Ruhe. Zufriedenheit und einen ewigen, flüchtigen Moment in der Gegenwart. Ein sehr großes Geschenk.
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Zeichnen als Methode
Um das Zeichnen als Methode einzusetzen braucht es nicht viel. Im Gegenteil: Weniger ist mehr und am besten startet man mit Schmierpapier oder auf Zeitungsrändern; mit Kuli, Bleistift, Füller – was sich gerade findet. Bloß kein schönes Papier oder hochwertige Schreibgeräte! Das würde nur den inneren Perfektionisten auf den Plan rufen und die Hemmung vor dem weißen Papier. Auch das Motiv sollte ganz banal und alltäglich sein. Was einem beim Blick aus dem Fenster oder auf den Schreibtisch spontan ins Auge fällt. Und dann einfach loslegen! Zeichnen, ohne aufs Papier zuschauen! Die Augen aufs Motiv und seine Ränder, Konturen, Linien mit den Augen nachzufahren. und die Hand versucht das irgendwie auch.
Anfangs entstehen dadurch nur Krakelbilder. Das ist gut – so muss man sich keine Gedanken darüber machen, ob es „hübsch“ ist, „gelungen“ oder „richtig“. Das ist alles egal. Über längere Zeit trainiert sich die Auge-Hand-Koordination. Der Kopf, das Denken, bleibt außen vor und verhindert, dass man sich das Zeichnen selbst ruiniert – sei es weil der Kopf weiß, wie groß etwas ist und sich mit der perspektivischen Verzerrung schwertut oder die Zeichnung zu früh abbricht, weil irgendeine Linie nicht gelingen will. Der Kampf gegen den eigenen Perfektionismus hört nicht auf, aber mit zunehmender Übung wächst das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Und schließlich zeigen uns die Meistern der Malerei, dass jeder noch so unscheinbare Kringel Haus, Weltraumrakete und Prinzessin gleichzeitig sein kann. Oder – wie es bei einer Vernissage einmal hieß – „Das sinngebende Element wird dem Betrachter überlassen.“ Mut zur (eigenen) Kunst!
Wenn die das Zeichnen nicht liegt, kannst Du Dich auch an Malbüchern versuchen. Mitlerweile gibt es eine große Auswahl für Erwachsene, allerdings sind sie oft sehr kleinteilig und fisselig. Wer es lustiger mag oder wem es ums Spaß haben und rumklecksen geht, findet hier eine Alternative:
Du brauchst:
Schmierpapier & Stift